Kloster der Karmelitinnen "Maria, Vermittlerin aller Gnaden"
Karmelitinnen des Teresianischen Karmel
Orden der unbeschuhten Karmelitinnen
Ordo Carmelitarum Discalceatorum (OCD)
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Gründung des Karmelitinnen-Kloster in Pawelwitz
Die Geschichte des Klosters beginnt im Jahr 1933. Vom Kölner Karmel "Maria vom Frieden" aus kamen Ende Juni 1933 die Schwestern Marianna de Deo, Gräfin Praschma ( * 1884 † 1966) und Marie-Elisabeth von Jesus, Gräfin von Stolberg-Stolberg (* 1872 † 1948) nach Pawelwitz um die Gründung des Klosters einzuleiten. Das hierzu erforderliche Geld hatte Sc. Marianna, die selbst aus Schlesien stammte, durch eine Stiftung von 30.000,- Reichsmark erhalten, die ein Adeliger aus Dankbarkeit gemacht hatte. Unterkunft fanden sie vorerst im Kloster der Ursulinen in Breslau. Am 5. August 1933, dem Feste Maria Schnee kauften sie ein geeignetes Grundstück in dem Ort Pawelwitz im Birkenweg für den Bau eines Klosters, und mieteten ein kleines Siedlungshäuschen an, das ihnen auch zur vorläufigen Unterkunft diente. Die dazugehörige Garage wurde als Kapelle eingerichtet.
Die Garage im Birkenweg wurde als Kapelle eingerichtet
Bild: Archiv Kloster der Karmelitinnen, Witten
Im September kam Prälat, Domkapitular Albert Lenne (* 1878 † 1958) von seiner Reise nach Breslau zurück zum Karmel nach Köln. Er war bei Adolf Kardinal Bertram (* 1859 † 1945), dem Fürstbischof und Erzbischof von Breslau gewesen. So gut es ging hatte er den Stifterinnen vor Ort in Pawelwitz geholfen. Zum ersten Klosterkommissar für die schlesische Stiftung wurde Domkapitular Ernst Lange (* 1876 † 1973) aus Breslau ernannt.
Am 1. Dezember 1933 kehrten Schwester Marianna de Deo und Schwester Elisabeth von Jesus aus Breslau zurück zum Karmel nach Köln. Nun mussten Möbel, Betten und andere Sachen verladen werden. Zu Sr. Maria vom hl. Geist (* 1902 † 1989) vom Kölner Karmel, kamen am Sonntagmorgen aus dem Kloster St. Joseph in Pützchen noch Schwester Gertrudis vom Göttlichen Herzen Jesu und Schwester Zita von den Wunden Jesu (* 1910 † 1978, Schwester Zita war vorübergehend im Kloster Pützchen um sich der Küchen- und Gartenarbeit unter Leitung von Schwester Agnes zu ertüchtigen).
Am Nachmittag wurden die Schwestern von Karl Joseph Kardinal Schulte (* 1871 † 1941), Erzbischof von Köln empfangen. Er ernannt Schwester Marianna zur Vikarin und Schwester Marie zur Subpriorin. Mit seinem Segen und den besten Wünschen für das Gedeihen der neuen Stiftung entließ er die Schwestern.
In der Frühe des 4. Dezember 1933 fuhren die 5 Schwestern nach herzlichem Abschied auf Schlesien zu.
Das Klosterleben begann nun mit 5 Schwestern. Neben den beiden Gründerinnen war Schwester Gertrudis vom Göttlichen Herzen Jesu vom Karmel St. Joseph, Pützchen bei Bonn, Schwester Maria vom hl. Geist und Schwester Zita von den Wunden Jesu vom Kölner Karmel Maria vom Frieden gekommen (alle Schwestern stammten aus Schlesien).
Karmelitinnenkloster Witten; Chronik des Karmelitinnenkloster Köln; Chronik des Karmelitinnenkloster St. Joseph, Pützchen
Anfänglich rechnete man noch damit, dass auch Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz, bekannter unter ihrem bürgerlichen Namen Dr. Edith Stein (* 1891 † 1942), die auch eine Schlesierin war (Edith Theresia Hedwig Stein wurde am 12.10.1891 in Breslau, Kohlenstraße 13 geboren, später zog die Familie in das Haus Michaelisstraße 38, heute Nowowiejskastraße 38 ), vom Kölner Karmel nach Pawelwitz kommen würde, so wie es bei der Aufnahme (14.10.1933 Karmel Köln) in das Kloster abgemacht war. Aber es sollte nicht dazu kommen.
Karmelitinnenkloster Witten; edith-stein-medien.de
Für die Gründung des Klosters in Pawelwitz konnten die Gründerinnen ihre Verwandten, Graf Schaffgotsch auf Koppitz (* 1889 † 1943), verwandt mit Schwester Marianna de Deo, Gräfin Praschma,
und Gräfin Sophie Henckel von und zu Donnersmarck, geb. Gräfin zu Stolberg-Stolberg ( * 1896 † 1972), die jüngste Schwester von Schwester Marie-Elisabeth von Jesus, Gräfin von Stolberg-Stolberg, als Gönner gewinnen.
Die Stifter und Wohltäter der Klostergründung
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Nachdem das Mietshaus für den Konvent und den Gemeindegottesdienst zu klein geworden war, konnte mit Hilfe von Geldsammlungen ein neuer Bau begonnen werden.
Am 21. Juni 1935 erfolgte die Grundsteinlegung für den Klosterneubau. Noch im gleichen Jahr konnte der erste Teilabschnitt eingeweiht werden. Durch die Erkrankung von Schwester Gertrudis, kam es durch Anhäufung von Paramentenarbeiten, Flickwäsche und Neuanfertigungen. Auch stand der Umzug in das teilweise erbaute neue Kloster bevor. Da erbat Mutter Marianna im Karmel Pützchen um Hilfe durch die geschickten Hände von Schwester Theresia von Jesus. Mitte Oktober reiste Schwester Theresia in Begleitung ihres Bruders nach Pawelwitz, wo sie bis kurz vor Weihnachten blieb.
Anna Elisabeth Schnattmann: Kloster der Karmelitinnen Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel in Witten - Ruhr, Früher in Wendelborn bei Breslau, Witten 1957; Chronik Karmel St. Joseph,Pützchen
1935 sind im Kloster vier Chorschwestern und eine Laienschwester.
Erster Eintrag im Breslauer Schematismus von 1935, das Jahr 1934 ist nicht erwähnt.
Am Sonntag, dem 8. Dezember 1935, fand die feierliche Einweihung des Klosters statt. Vormittags weihte Domkapitular Ernst Lange (* 1876 † 1973) aus Breslau die Klosterkapelle, in der er zusammen mit den Franziskanerpatres Ceno und Cherubim das Levitenamt hielt. Pater Theodor Rauch (* 1890 † 1972), Provinzial der Karmeliten, verlas ein Telegramm, welches Kardinal Eugenio Pacelli (Kardinal Eugenio Pacelli * 1876 † 1958 ab 02.03.1939 Papst Pius XII) auf Veranlassung von Papst Pius XI (* 1857 † 1939) gesand hatte. Am Nachmittag wurde das Kloster selbst geweiht, wobei wieder Pater Theodor Rauch (* 1890 † 1972), Provinzial der Karmeliten sprach.
Trebnitzer Kreiskalender von 1937, S. 67
Das Kloster wurde "Maria, Mediatrix omnium gratiarum" - "Maria, Vermittlerin aller Gnaden" geweiht.
Karmelitinnenkloster Witten
Zur Einweihung des Klosters berichtete die "Trebnitzer Heimatzeitung" folgendes:
In der Gartenstadt Pawelwitz ist ein neues Kloster entstanden, das vom Orden der Frauen vom Berge Carmel errichtet wurde. Im Obergeschoß befinden sich die neuen Klausurzellen und das Amt. Diese Räume sind durch ein besonderes Treppenhaus mit den im Erdgeschoß liegenden beiden inneren Sprechzimmern und dem den Schwestern vorbehaltenen Kapellenteil sowie mit den Wirtschaftsräumen im Kellergeschoß und dem Refektorium verbunden. Nach der Straße zu liegt die Wohnung der Pförtnerinnen und die Halle, welche den Zugang zu den äußeren Sprechzimmern gewährt. Selbstverständlich ist den technischen Fortschritten Rechnung getragen; auch Warmwasser-Zentralheizung, elektrisches Licht- und Kraftanlagen sowie eine elektrische Kochanlage sind vorhanden. Das gesamte Klostergrundstück ist bis an die Straßenfront von einer Mauer umschlossen.
Trebnitzer Kreiskalender von 1937, S. 67
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Die Gründerinnen des Klosters Mutter Marianna de Deo und Mutter Marie-Elisabeth von Jesus
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Der Klosterneubau, der den ersten Teilbau darstellte, - der zweite Teilbau mit dem Turm wurde im Jahre 1936/37 fertiggestellt, war eine beachtliche Leistung des Architekten Kurt Langer aus Breslau ( Architekt Kurt Langer war Spezialist für Sakralbauten, er baute verschiedene Kirchen in Breslau) und des Baumeisters Max Jantke aus Trebnitz (Baumeister Max Jantke aus Trebnitz war seit 1926 in der Industrie und Handelskammer Breslau als Mitglied eingetragen).
Handbuch der Industrie- und Handelskammer Breslau 1927,Lfd. Nummer 47
Der erste Teilbau entstand 1935, er war einstöckig, rund 20 Meter lang und 10 Meter breit.
Postkarte Kloster in Wendelborn, Archiv Kloster der Karmelitinnen, Köln
Foto wahrscheinlich am Tag der Einweihung.
Die Schwestern auf dem Bild: Sr. Marianna, Sr. Marie-Elisabeth, Sr. Maria, Sr. Gertrudis und Sr. Zita und die Hilfe aus dem Karmel Pützchen, Sr. Theresia.
Über dem Eingang war auf einer Steintafel eingemeißelt:
REGI SAECULORUM SOLI DEO GLORIA
B M V
OMNIUM GRATIARUM MEDIATRICI
SACRUM
A. D. MDCCCCXXXV
Dem ewigen König dem alleinigen Gott die Ehre
Selige Jungfrau Maria Vermittlerin aller Gnaden
Anno Domini 1935
Die Einweihung der geräumigen Notkapelle war am 8. Dezember 1936.
Der Kaplan 1936 für Pawelwitz war Dr. Theol. Johannes Theissing (1912-1947) ab 1942 Domvikar in Breslau.
http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a131428.pdf
Die Kapelle war immer noch provisorisch, denn die eigentliche Klosterkirche war für den Mittelbau vorgesehen, an dem sich noch ein Südflügel anschließen sollte.
Der 1936 errichtete Glockenturm war 27,80 Meter hoch und bildete die Verbindung zum zweiten Teilbau.
1936 wurden zwei wertvolle Glocken von der verwitweten Gräfin Sophie Henckel von und zu Donnersmarck, geb. Gräfin zu Stolberg-Stolberg (1871-1947), gestiftet.
zu den Glocken der Klosterkirche in Pawelwitz
Leider konnte durch die Wirren der folgenden Jahre der Bau des Klosters nicht vollendet werden, wie er geplant war.
Rechts: 1. Bauabschnitt, in der Mitte der Glockenturm und links der 2. Bauabschnitt. Die eigentliche Kapelle sollte links angebaut werden
mit einem weiteren Trakt und einem weiteren Glockenturm..
Entwurf des Karmelitinnenkloster vom Juni 1936
Altar in der Klosterkapelle, hinter dem Gitter das Schwesternchor.
Foto links: Archiv Karmel, Witten, Foto rechts: Archiv der Benediktinerinnen, Wroclaw-Pawlowice
Im Frühjahr 1936 reiste die Laienpostulantinnen, Hedwig Seppelt, die zur Ausbildung im Karmel Pützchen war, zum Karmel Pawelwitz.
Am Dreifaltigkeits-Sonntag 16.06.1936 fand die erste Einkleidung im Karmel Pawelwitz statt. Hedwig Seppelt (* 1901 † 1994) erhielt den Namen Sr. Agnes.
Karmelitanki Wroclaw-Karlowicza; Karmel Czestochowa.
Ebenfalls im Frühjahr 1936 fuhr Sr. Monika von der Göttlichen Liebe (Maria Hemmes * 1905 † 1997) vom Karmel in Köln, zum Kloster nach Pawelwitz um den Schwestern hier zu helfen. Sr. Monika blieb ca. 3 Jahre im Karmel Pawelwitz.
Karmel Köln; Edit Stein-Sr. Teresia Benedicta a Cruse - Selbstbildnis in Briefen (1933-1942)
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Am 15. August 1936 erhielt das Kloster das alte Gnadenbild von 1671.
Das Gnadenbild stammt aus dem ehemaligen Kloster der Karmeliter in Groß-Strenz, es wurde 1671 vom Freiherr Johann Adam von Garnier gestiftet, und von dem Bildhauer Bruno Tschötschel (* 1874 † 1941) neugestaltet, jetzt im Karmel "Maria, Vermittlerin aller Gnaden" in Pawelwitz Breslau/Land.
Angaben von der Rückseite der Postkarte.
Bildhauer Bruno Tschötschel (* 1874 † 1941), Schaffenszeit 1900-1937 in Breslau
Kunstgeschichtliches Institut der Universität Wroclaw; Heimatbote der deutschen Katholiken der Erzdiözese Breslau Nr.1/2013/87.
Das Kloster der Karmeliter in Groß-Strenz (Landkreis Wohlau) wurde 1671 von Freiherr Johann Adam von Garnier gestiftet.
Freiherr Johann Adam von Garnier war Karmeliten-Laien-Bruder, er starb 1680 im Kloster Groß-Strenz.
www.franzludwig.de/wp-content/uploads/2010/02/FurstbischofBreslau.pdf; Karl J. Herber: Statistik des Bisthums Breslau S.58
Das Karmeliter-Kloster wurde 1810 durch die Säkularisation aufgelöst, die Mönche wurden vertrieben. Das Gnadenbild wurde über 2 Jahrhunderte hier im Kloster verehrt; danach lagerte es vergessen und verstaubt über viele Jahre in einer Speicherkammer.
Das Gnadenbild ist seit dem Brand des Kloster, am 31. Mai 1945 verschollen.
Am 01. Februar 1937 wird die Ortschaft Pawelwitz in Wendelborn umbenannt.
http://www.verwaltungsgeschichte.de/trebnitz.html
Im Kloster sind 1937 laut Breslauer Schematismus, 5 Chorschwestern, 1 Laienschwester und zwei Laiennovizinnen.
Breslauer Schematismus von 1937
Um der Beschlagnahmung des Klosters für staatliche Zwecke zu entgehen, kaufte Gräfin Agnes von Ballestream, geborene Gräfin Agnes von Stolberg-Stolberg (* 1874 † 1940) am 14. März 1939 das Kloster zum Schein für ihre Familie. Aber auch der Scheinverkauf konnte das Schicksal der Beschlagnahmung des Klosters nicht verhindern.
Im Jahr 1939 musste der Bischöfliche Kaplan Gerhard Fittkau (* 1912 † 2004) schließlich die Konsequenzen für sein konsequent katholisches Bekenntnis tragen. Nach mehreren Verhören durch die Gestapo in Königsberg wurde er aus West- und Ostpreußen als "Staatsfeind" ausgewiesen und fand Zuflucht im Schwesternkarmel in Wendelborn. Dort fungierte er als Hausgeistlicher für die Schwestern.
www.bautz.de/bbkl/f/fittkau_g.shtml
1939 wird Sr. Monika von der Göttlichen Liebe (Maria Hemmes * 1905 † 1997) vom Karmel Köln zurückgerufen.
Karmel Köln
Ab Oktober 1940 wurden die Karmelitinnen durch den Kapitularvikar von Ermland, Arthur Kather (* 1883 † 1957) betreut. Nachdem ihm die Nationalsozialisten, mit denen er wiederholt in Konflikt geraten war, den Aufenthalt in der Diözese Ermland verboten hatten, fand Kapitularvikar Arthur Kather Aufnahme im Erzbistum Breslau, wo er von Oktober 1940 bis Januar 1945 aushilfsweise die Pfarrei Breslau-Hundsfeld (Wendelborn) sowie die dortigen Karmelitinnen betreute.
www.visitator-ermland.de/txt/kathart.htm
Am 26. März 1940 verstarb Agnes Gräfin von Ballestrem, geb. Gräfin Agnes von Stolberg-Stolberg. Durch den Scheinverkauf vom 14. März 1939 war das Kloster in den Besitz der Gräfin, und nun ging es an die Erbengemeinschaft derer von Ballestrem.
Thomas Mengel: Das Schicksal der Schlesischen Frauenklöster während des dritten Reiches,
Am 05. September 1940 wurde das Karmelitinnen Kloster in Mayerling, Österreich enteignet. Binnen 24 Stunden mussten die Schwestern das Kloster verlassen. 6 Schwestern fanden Zuflucht im Karmel Gmunden, 7 Schwestern gingen zum Karmel Wendelborn.
Peter Rückl: Mayerling im Verlauf seiner Geschichte, Seite 126;Seraphine Huttner: 150 Jahre Karmelitinnen in der Stadt Gmunden. Festschrift zum 150-jährigen Bestand des Karmelkloster in Gmunden 1828-1978;Thomas Mengel: Das Schicksal der Schlesischen Frauenklöster während des dritten Reiches, Seite 10.
Beschlagnahmung des Kloster und Vertreibung
Um die Jahreswende 1940/41 trat die NSDAP an das Kloster Wendelborn heran und bat um die Überlassung des Klosters für die Kinderlandverschickung. Die Schwestern erklärten sich dazu bereit und wollten sich auch selbst am Dienst beteiligen. Am 23. Januar 1941 wurde die mündliche Vereinbarung zwischen den Schwestern und der Parteiorganisation schriftlich niedergelegt. So erfolgte die Aufnahme von 40 Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Nach wenigen baulichen Veränderungen konnten sie im Südflügel untergebracht werden. Die Einrichtung wurde vom Reichsjugendherbergsverband gestellt. Die Schwestern übernahmen die Verpflegung der Kinder; für die Betreuung wurde eine Lagerleiterin bestellt. Ganz überraschend erhielt das Kloster am 18. März 1941 eine Beschlagnahmeverfügung des Regierungspräsidenten von Breslau für das Kloster Wendelborn vom 6. März 1941. Das Kloster sollte der Sonderdienststelle für die verstärkte Kinderlandverschickung innerhalb des Amtes für Volkswohlfahrt zur Unterbringung von Kindern aus luftgefährdeten Gebieten des Großdeutschen Reiches dienen. In der Verfügung wurde darauf aufmerksam gemacht, daß Beschwerden nicht zulässig seien und Zuwiderhandlungen nach dem Reichsleistungsgesetz bestraft würden. Am 10. März 1941 teilte die NSDAP dem Kloster mit, daß das Kloster, entgegen der Beschlagnahmeverfügung, beschlagnahmt wurde, und demgemäß zu räumen sei.
Die Kirche des Klosters wurde von der Beschlagnahmung ausgenommen.
Am 28. März 1941 erhob Domkapitular Ernst Lange (* 1876 † 1973) gegen die Beschlagnahmeverfügung die Dienstaufsichtsbeschwerde mit dem Antrag auf Aufhebung der Beschlagnahme und reichte diese beim Regierungspräsidenten ein. Mit dem Hinweis darauf, dass die Dienstaufsichtsbeschwerde unzulässig sei und somit ohne aufschiebende Wirkung sei, schickte die NSDAP am 03. April erneut einen Räumungsbefehl an das Kloster bzw. an Domkapitular Ernst Lange (* 1876 † 1973). Am 29. Mai bat der Regierungspräsident von Breslau den Domkapitular Ernst Lange (* 1876 † 1973) um die "sofortige Räumung des Klosters durch die noch anwesenden 12 Schwestern des Karmelitinnenordens spätestens bis Dienstag, den 3. Juni 1941, mittags 9 Uhr".
Thomas Mengel: Das Schicksal der Schlesischen Frauenklöster während des dritten Reiches, Köln, 1986
Am 4. Juni 1941 wurde die Beschlagnahmeverfügung durch die Nationalsozialisten vollzogen. Die 12 Schwestern mußten in 24 Stunden das Kloster verlassen, und fanden zunächst Aufnahme in dem Breslauer Ursulinenkloster.
Im Frühjahr 1942 wünschte sich P. Provinzial Heribert (Karmel Österreich), dass die Schwestern aus dem Karmel Mayerling wieder in Karmelklöstern untergebracht werden. So kamen einige Schwestern nach Bayern und zwei Schwestern nach Österreich.
Peter Rückl: Mayerling im Verlauf seiner Geschichte. Seite 125/126
Für das Jahr 1942 ist im Breslauer Schematismus zu lesen: Das Karmeliter-Kloster ist z. Zt. beschlagnahmt. Der Konvent ist gastweise untergebracht in Breslau, Ritterplatz 16 (Ursulinen kloster), 5 Chorschwestern, 1 Chornovizin und 3 Laienschwestern.
Breslauer Schematismus von 1942
1943 gehen die Schwestern ins Lazarett der Elisabethinen in Breslau-Gräbschen. Hier wurden sie als Hilfskräfte vereidigt und waren Tag und Nacht bis zum Januar 1945 tätig.
Ab März 1943 wohnten die Schwestern in einem Privathaus des Grafen Ballestrem. Es müsste sich hier um das Haus in der Wallstraße 8 handeln, hier war laut dem Breslauer Adressbuch von 1941 Gräfin Bertha Rosa Maria von Stolberg-Stolberg (* 1876 † 1945) gemeldet.
Breslauer Adressbuch 1941
zu Stolberg, Bertha, Gräfin, Frau, I, Wallstraße 8, T. 20125.
Thomas Mengel: Das Schicksal der Schlesischen Frauenklöster während des dritten Reiches, Köln, 1986;http://www.breslau-wroclaw.de/de/breslau/ab/194
Am 21. Januar 1945 wurde Breslau zur Festung erklärt. Am 23. Januar wurden die Schwestern aus dem Lazarettdienst entlassen. Bei größer Winterkälte, Schnee und Eis strömte die un-glückliche Bevölkerung Breslaus durch die Gassen. Es war eine Völkerwanderung, wie der Osten noch keine sah. Karawanen zogen hinaus und es fanden Tausende den Tod. Die Kinder erfroren zu Hunderten und in den Zügen warf man die Toten aus den Fenstern. Am 10. Februar war Breslau eingeschlossen. Am 19. Februar mussten wir unsere kleine Kapelle in der Wallstraße verlassen und siedelten in zwei kleine Zimmer zu den Ursulinen über.
Am 25. März (Palmsonntag) wurde der Dom schwer beschädigt. Nun kamen die schwersten Tage für Breslau. Die ganze Karwoche hindurch Angriffe über Angriffe. Und wir mussten immer noch hinaus um unser Letztes aus der Wallstraße zu retten. Der fürchterlichste Tag war der Ostermontag, Fenster klirrten, Kirchen brannten, die Stadt war ein Feuermeer. Durch die zerstörten Wasseranlagen mussten die Schwestern und Hausbewohner oft Tag und Nacht Ketten bilden, um das Wasser zum Löschen zu bringen.
Am 31. Mai 1945, dem Fest Maria, Vermittlerin aller Gnaden, erhielten die Schwestern die Nachricht, daß das Kloster Wendelborn ausgebrannt sei. Am 4. Juni zogen sie deshalb nach Wendelborn, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Unvergesslich war der wehmütige Anblick, als uns der Kapellenturm mit der einen noch vorhandenen Glocke begrüßte. Die Außenmauern standen zum größten Teil noch bis zum Dachgeschoss, aber im Inneren war alles ein Schutthaufen.
Am liebsten hätten wir uns gleich daran gemacht, den Tabernakel und die Gottesmutter auszugraben, aber man riet und davon ab. Leider gelang es uns später in Wendelborn nur noch den Tabernakel aus der Kapelle auszugraben. Wir fanden darin nur noch das ganz verbrannte Ciborium.
Das ausgebrannte Kloster, links Glockenturm, mitte und rechts Kloster mit Pforte.
Bilder oben (3 Stück): Archiv der Benediktinerinnen, Wroclaw-Pawlowice
Ende November 1945 erklärte der Provinzial aus Krakau, er habe ein Haus in Breslau. Nach Weihnachten sollten polnische Schwestern kommen, "um dem Ganzen ein polnischen Anstrich zu geben". Den Schwestern wurde versichert, dass der Karmel als deutsch weitergeführt werden könne, wenn die Schwestern nicht in die polnische Provinz übertreten wollten
Am 12. Juli 1945 trat Margarete Bögner als Laienpostulantin im Alter von 18 Jahren bei uns im Kloster ein.
MUTTER MARIE-ELISABETH VON JESUS, GRÄFIN VON STOLBERG-STOLBERG: Bericht über Wendelborn 1945/46 erschienen in: Mitteilungen der bayerischen Provinz der Unbeschuhten Karmeliten an die lieben Mitbrüder und Mitschwestern, Weihnachten 1946.
Am 27. August 1945 wird der Ort Wendelborn in Pawlowice umbenannt.
Im Februar 1946 erschien der Provinzial erneut, nachdem das Haus in Breslau-Grüneiche eingerichtet worden war, und lud uns ein, dort hinzuziehen und mit den Karmelitinnen, die aus Krakau, Warschau, Lemberg und Posen gekommen waren, ein Karmelitinnenkloster zu gründen. Es war ein schwerer Schlag für uns. Im gleichen Monat siedelten wir über. Die polnische Priorin empfing uns mit offenen Armen.
Am 13. Juli 1946 war die Einkleidung von Margarete Bögner, sie erhielt den Namen Sr. Mirjam vom Kreuz (* 1927 † 2008). Es sollte die letzte Einkleidung für uns hier in Schlesien sein.
MUTTER MARIE-ELISABETH VON JESUS, GRÄFIN VON STOLBERG-STOLBERG: Bericht über Wendelborn 1945/46 erschienen in: Mitteilungen der bayerischen Provinz der Unbeschuhten Karmeliten an die lieben Mitbrüder und Mitschwestern, Weihnachten 1946.
Trotz des Wunsches des polnischen Provinzials konnten sich die Schwestern nicht zum Anschluss an die polnische Provinz entschließen. Da die Schwestern von der deutschen Ordensprovinz abgeschnitten waren, waren Sie bereit Breslau zu verlassen. Die polnischen Schwestern waren mit der Abreise nicht einverstanden. Der Ordensobere der bayerischen Provinz P. Odilo a Sancta Teresia, ließ den Schwestern die Zuzugsgenehmigung nach Bayern zukommen. Seit Juli sollten sich die Schwestern für die Abreise bereithalten. Daher packten sie in den folgenden Monaten immer wieder ihre Sachen ein und aus.
Thomas Mengel: Das Schicksal der Schlesischen Frauenklöster während des dritten Reiches, Köln, 1986
MUTTER MARIE-ELISABETH VON JESUS, GRÄFIN VON STOLBERG-STOLBERG: Bericht über Wendelborn 1945/46 erschienen in: Mitteilungen der bayerischen Provinz der Unbeschuhten Karmeliten an die lieben Mitbrüder und Mitschwestern, Weihnachten 1946.
Am 12. Oktober 1946 erhielten die Schwestern die Nachricht, dass ihr Treck am 15. Oktober Breslau verlassen würde. Am 15. Oktober zogen die Schwestern um 2 Uhr in der Früh vom Kloster zum Bahnhof, wo sie bis 8 Uhr in der Kälte vor der Kontrolle gestanden haben. Um 10 Uhr wurden sie in den Viehwaggon eingeladen, mit dem sie vier Tage lang mit nur zweimaliger Kaffeepause unterwegs waren. Schließlich kamen sie in Kohlfuhrt an, wo sie nur durch die Ratschläge eines englischen Offiziers den Entlausungsprozeduren entgehen konnten. Die Karmelitinnen nahmen dort auf deren Bitte hin einige Elisabethinerinnen in den Waggon auf. Erneut fuhren sie mit dem Zug von Mittwoch früh bis Donnerstagabend bis nach Marienthal. Von dort fuhr sie ein Chauffeur mit dem Bus nach Helmstedt, wo sie in der Bahnhofsmission übernachteten. Über Hannover fuhren sie dann mit dem D-Zug nach Augsburg, wo sie am 20. Oktober bei den Sternfrauen Aufnahme in einem Zimmer fanden. Der Bischof von Augsburg Joseph Kumpfmüller (* 1869 † 1949) empfing die Schwestern und versprach sich um ihre Zukunft zu sorgen. Am 23. Oktober 1946 wurden die Schwestern im Karmel, Welden liebevoll aufgenommen.
MUTTER MARIE-ELISABETH VON JESUS, GRÄFIN VON STOLBERG-STOLBERG: Bericht über Wendelborn 1945/46 erschienen in: Mitteilungen der bayerischen Provinz der Unbeschuhten Karmeliten an die lieben Mitbrüder und Mitschwestern, Weihnachten 1946.
Die Flucht aus Breslau traten diese 6 Schwestern an:
Sr. Marianna de Deo, Gräfin von Praschma (Maria Anna Ferdinande Agnes Hedwig Elisabeth, Gräfin Praschma * 1884 † 1966 Karmel Witten)
Sr. Marie-Elisabeth von Jesus, Gräfin von Stolberg-Stolberg (Leopoldine, Gräfin zu Stolberg-Stolberg * 1872 † 1948 Karmel Welden)
Sr. Teresia (Emilie Raith * 1909 † 1993 Karmel Witten)
Sr. Theresia Margareta (Amalie Schmidt * 1891 † 1988 Karmel Witten)
Sr. Maria vom hl. Geist (Elisabeth Opitz * 1902 † 1989 Karmel Witten)
Sr. Mirjam vom Kreuz (Margarete Bögner * 1927 † 2008 Karmel Witten)
Archiv Kloster der Karmelitinnen, Witten
Sr. Agnes (Maria Hedwig Seppelt) blieb im Karmel "Maria, Mittlerin aller Gnaden und St. Joseph" in Wroclaw-Karlowicza, ab Dezember 1972 war sie im Karmel "Unserer Lieben Frau vom Berge", Czestochowa (Tschenstochau), wo sie am 07.01.1994 verstarb.
Karmel Wroclaw-Karlowicza.
Anfang 1947 zogen die Schwestern in einen Seitenflügel des Schlosses Neuburg an der Kammel, da im Kloster Welden Platzmangel herrschte. Das Schloss gehörte Maria Elisabeth Gräfin von Praschma (* 1873 † 1960), einer Schwester von Mutter Marianna de Deo.
Mutter Marie-Elisabeth von Jesus, Gräfin von Stolberg-Stolberg war zu diesem Zeitpunkt schon schwer krank. Sie verstarb am 02. Januar 1948 im Schloss Neuburg a. d. Kammel. Begraben wurde Sie auf dem Friedhof im Karmel zu Welden.
Anna Elisabeth Schnattmann: Kloster der Karmelitinnen Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel in Witten - Ruhr, Früher in Wendelborn bei Breslau, Witten 1957; Archiv Kloster der Karmelitinnen, Witten
Bernhard König: Kloster der Karmelitinnen Pawelwitz/Wendelborn, Schlesien 1933 bis 1946, Witten 2012
Von dem im Mai 1945 ausgebrannten Klostergebäude in Wendelborn, sind neben dem Kapellenturm nur die Außenmauern stehen geblieben, zum größten Teil noch bis zum Dachgeschoss ( siehe oben 31. Mai 1945).
Das ausbebrannte Klostergebäude stand bis Ende der 60´ziger Jahre leer. 1972 kamen drei Benediktinerinnen, die sich um den Wiederaufbau kümmerten. Ab 1974 ist das Kloster für den Wiederaufbau bewohnt, der bis 1987 dauerte. Die Einweihung war am 25.03.1987.
Kloster der Benediktinerinnen Wroclaw-Pawlowice
Benediktinerinnen von der Ewigen Anbetung des Allerheiligsten Sakrament
Die heutige Adresse des Klosters ist : ul. Przedwiosnie 76/78, 51-211 Wroclaw-Pawlowice
Benedyktynki sakramentki Adresy klasztorów kontemplacyjnych.
Foto: Piotr Szereda, Wroclaw-Pawlowice
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Seit 1970 gehört der Ort Pawlowice zu Wroclaw (Breslau) im Stadtteil Psie (Hundsfeld).
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Link zum Karmel nach Wroclaw-Karlowicza
Karmel "Maria, Mittlerin aller Gnaden und St. Joseph", Wroclaw-Karlowicza
Wiedererrichtung des Klosters
Durch Vermittlung des Prälaten Gerhard Fittkau (* 1912 † 2004), der nach der Kriegsgefangenschaft die Verbindung zu den Karmelitinnen wieder suchte; er hatte die Schwestern schon 1939 in Pawelwitz betreut, wurde der Paderborner Erzbischof Dr. Lorenz Jäger (* 1892 † 1975), auf die Karmelitinnen in Neuburg aufmerksam. Der Erzbischof wünschte sich schon lange Zeit eine Gründung des Karmelitinnenklosters in seiner Diözese. So kam es zu dem Kauf des Grundstück in Witten "Auf der Klippe 20". Der Kaufvertrag wurde am 17. März 1951 geschlossen. Die Eintragung ins Wittener Grundbuch erfolgte am 16. Juli 1951 für das "Kloster der Karmelitinnen, Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel e. V., Witten, Auf der Klippe 20".
Kloster der Karmelitinnen, Witten
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Diese Seite wurde erstellt am 30.08.2011 und zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 27.09.2015