Glocken der ehemaligen ev. Gedächtniskirche, Witten
In diesem Turm hingen in zwei Etagen die 4 Bronze-Glocken die in der Wittener Glockengießerei Munte hergestellt wurden.
Das Geläut der Gedächtniskirche bestand aus vier Glocken, die 1892 von der Glockengießerei Munte gegossen wurden. Der Vertrag mit der Glockengießerei Munte wurde am 6. Oktober 1891 geschloßen. Nach dem Vertragsentwurf kostete das Geläut etwas über 13.000 Mark.
Glockenvertrag vom 6. Oktober 1891, Quelle: Landeskirchenarchiv der ev. Kirche von Westfalen
Briefe über den Mißlungenen Glockenguß vom 02. Mai 1892 und 29. Juli 1892, Quelle: Landeskirchenarchiv der ev. Kirche von Westfalen
Die größte Glocke, Ton as°, "Drei-Kaiser-Glocke" hat ein Gewicht von 3935 kg; ist geziert mit den Medaillon-Bildern des Kaisers Wilhelm I. und der Unterschrift: "Ich habe keine Zeit, müde zu sein," des Kaisers Friedrich III. und dem Worte: "Lerne leiden, ohne zu klagen" sowie des Kaisers Wilhelm II. mit den Worten aus der kaiserlichen Botschaft: "Den Armen und Bedrängten ein Helfer".
Unten am Rande sind die Namen des Presbyteriums, der Baukommission und der Pfarrer König, Leesemann, Kellermann und Birkenhoff eingegossen. Außer dem Namen des Gießers und der Jahreszahl 1892 trägt die Glocke noch das Psalmwort 111, 4: "Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr."
Die zweite Glocke, Ton c¹, 1894 kg schwer, trägt das Medaillon-Bild der Kaiserin Auguste Viktoria und die Inschrift: "Nach Herkommen desHauses Berge gestiftet von dem zeitigen Besitzer Friedrich Lohmann sen., für die Gedächtniskirche in Witten, 24. Oktober 1891". Dazu das Bibelwort: "An welchem Ort ich Meines Namens Gedächtnis stiften werde, da will Ich zu dir kommen und dich segnen." 2. Moses 20, 24. Dann folgt der Stiftungsvermerk: "Nach Herkommen des Hauses Berge - Haus Witten - gestiftet von dem jetzigen Besitzer Friedrich Lohmann sen. für die Gedächtniskirche in Witten. 24. Oktober 1891."
Die dritte Glocke, Ton es¹, 1044 kg schwer, trägt das Schriftwort:" Halt im Gedächtnis Jesum Christum, der auferstanden ist von den Toten." 2. Timoth. 2, 8. Auf der anderen Seite ist ein Kreuz mit einem Palmzweig aufgegossen.
Die vierte Glocke, Ton as¹, 450 kg schwer, die Luther-Glocke ist geziert mit dem Medaillon-Bild Luthers in der Mitte und der Inschrift: "Gedenket an Eure Lehrer, die Euch das Wort Gottes gesagt haben, welches Ende schauen an und folget ihrem Glauben nach." Egv. 13, 7. Am Rande trägt sie die Inschrift: "Stiftung des Evangelischen Arbeitervereins Witten."
Evangelische Kirchengeschichte Westfalens 1903; Die Gedächtniskirche in Witten. Zur Erinnerung an die Einweihung am 13.12.1892, Witten 1893; Königliches Hochbauamt Glockenbesichtigung 12. Mai 1917
Drei-Kaiser-Glocke, Foto: Fr. Goebel, Witten 1896
Glockenabgabe für die Weltkriege
Die kleine Luther-Glocke mußte im September 1917 als Kriegsmetallspende abgegeben werden. Die drei anderen Glocken blieben von der Enteignung verschont. Der Kunstwert des Geläutes ist dadurch anerkannt, dass im Ersten Weltkrieg, in dem fast jede Gemeinde ihre Glocken einbüßte, und die Kirchen nur eine behalten durften, das besonders schöne und harmonisch abgestimmte Geläut der Gedächtniskirche bleiben durfte.
Rechnung über eine abgelieferte Bronzeglocke der Gedächtniskirche vom 8. September 1917; Gemeindebuch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Witten, Witten 1930.
Jeder Wittener freut sich an dem einzigartigen, schönen Geläut der klangvollen und wunderbar harmonisch abgestimmten Glocken der Gedächtniskirche. Wenn am Samstagabend die Glocken läuten, kann man auf dem Marktplatz besonders musikalische Leute regelmäßig finden, die dort an dem Klang der Gedächtniskirchen-Glocken sich erfreuen.
Gemeindebuch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Witten, Witten 1930.
Die drei anderen Glocken wurden in den ersten Jahren des zweiten Weltkrieges aus "kriegswichtigen Gründen" beschlagnahmt. Da die Glocken zu groß waren, wurden sie im Turm zerschlagen und danach abtransportiert.
Wilhelmine Hunike (Enkelin von Walter Munte)
Diese Seite wurde erstellt am 01.12.2004 und zuletzt aktualisiert am: Dienstag, 15.04.2014